Der Schwerpunkt der Resilienz- und Schutzfaktorenforschung liegt auf der Frage „Was erhält Menschen gesund?“. Im Mittelpunkt stehen schützende Faktoren, die sich stärkend auf die psychische und physische Gesundheit auswirken.
Gesundheitsressourcen im Sinne der Ottawa Charta sind Gesundheitspotenziale von Menschen, die zu deren Gesunderhaltung und Förderung ihres Wohlbefindens beitragen können. Aus der Belastungs-Bewältigungs-Perspektive werden sie auch als sogenannte Schutzfaktoren und Protektivfaktoren bezeichnet.
Schutzfaktor
Als Schutzfaktor bezeichnet man einen umgebungsbezogenen oder persönlichen Faktor, der die psychische Wirkung von belastenden Umweltbedingungen oder anderen risikoerhöhenden Faktoren auf einen Menschen abpuffert.
Unter ansonsten gleich belastenden Umweltbedingungen entwickeln manche Menschen eine psychische Störung, andere nicht. Schutzfaktoren werden in drei Gruppen geteilt: personale (z. B. Bewältigungsstrategien), familiäre (z. B. stabile emotionale Beziehung zu einer Bezugsperson) und soziale Schutzfaktoren (z. B. positive Schulerfahrungen).
Schutzfaktoren sollten dabei nicht lediglich als das Gegenteil oder das Fehlen von Gesundheits- oder Entwicklungsrisiken betrachtet werden. Obwohl grundsätzlich angenommen wird, dass Schutzfaktoren die belastende Wirkung von Risikofaktoren abfedern, also eine sogenannte „moderierende Wirkung“ haben, scheinen einige Schutzfaktoren direkt, d.h. unabhängig vom Vorliegen eines Risikos, wirksam zu werden.
Apparative Stress- und Resilienz-Analyse:
Gesundheitsforschung
Die Gesundheitsforschung konnte eine Vielzahl von Schutzfaktoren identifizieren, denen eine salutogene, d.h. gesundheitsschützende bzw. -fördernde Funktion zugeschrieben wird. In der wissenschaftlichen Literatur werden sie üblicherweise in personale und soziale Schutzfaktoren eingeteilt:
Personale Schutzfaktoren
Als personale (auch: persönliche oder interne) Schutzfaktoren bezeichnet man individuelle Lebenskompetenzen (englisch: life skills), Persönlichkeitsmerkmale und spezifische Bewältigungsstrategien, aber auch körperliche Schutzfaktoren wie ein stabiles, widerstandsfähiges Immunsystem und körperliche Gesundheit. Altersübergreifend werden eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung, gute Selbstregulationsfähigkeiten, eine internale Kontrollüberzeugung, dispositioneller Optimismus sowie die Fähigkeit zum Erleben positiver Emotionen als protektiv angesehen − wobei die Anzahl und methodische Qualität der Studien zu den einzelnen Faktoren sehr unterschiedlich ist.
(Bengel, Meinders-Lücking & Rottmann, 2009; Bengel & Lyssenko, 2012; Rönnau-Böse & Fröhlich-Gildhoff, 2020)
Soziale Schutzfaktoren
Unter sozialen (auch: externen, umweltbezogenen oder ökologischen) Schutzfaktoren versteht man Faktoren der sozialen Umwelt eines Menschen. Hier wird häufig die Sicherung von Grundbedingungen wie angemessener Ernährung, ausreichendem Wohnraum und Erwerbsarbeit genannt. Diese Faktoren haben jedoch eher eine allgemein positive Wirkung auf die Gesundheit, als dass sie unter risikoreichen Bedingungen spezifisch wirksam werden. Als stabilster Prädiktor für eine resiliente Entwicklung wurde eine unterstützende und zugewandte Beziehung identifiziert (Luthar, 2006).
Schutzfaktoren sind langfristig wirksame Gesundheitsressourcen. Eine kontinuierliche Förderung protektiver Ressourcen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in ihren Nahräumen und Lebenskontexten (Familie, Gemeinde, Institutionen) sowie ein aktives Eintreten gegen gefährdende soziale und gesundheitliche Ungleichheiten (im Rahmen der Lebensverhältnisse und Gesamtpolitik) zählen zum Kern der Gesundheitsförderung.
Quellen:
https://www.dieinitiative.de/glossar-begriff/gesundheitsressourcen/
https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/protektive-ressourcen/11936
https://leitbegriffe.bzga.de/alphabetisches-verzeichnis/resilienz-und-schutzfaktoren/
https://de.wikipedia.org/wiki/Schutzfaktor
https://www.deutsche-rentenversicherung.de/SharedDocs/Downloads/DE/Experten/infos_reha_einrichtungen/gesundheitsbildung/schutzfaktoren_sachtext.pdf